Ich muss gestehen, sie hat etwas gebraucht, die neue 36 CRAZYFISTS-Scheibe, aber dieses „Growen“ mit jedem Hördurchlauf spricht letztendlich nur für die Klasse der Songs auf „Rest inside the flames" . Wer Oberknüller wie „Slit wrist theory“ oder“ „Destroy the Map“ erwartet, die schon beim ersten Hören ihr Hitpotential offenbaren, sollte die Erwartungen etwas runterfahren. Am Ende wird auch er belohnt. Sahnestücke wie das brilliante „Midnight Swim“ oder das nicht minder geniale „Aurora“ brauchen etwas Zeit, bis sie ihre ganze Süße entfalten und in den Gehörgängen vor sich hinschmelzen. Und so verhält es sich eigentlich mit fast allen Songs der Platte. Lediglich der gute Opener „I`ll go until my heart stops“ entwickelt sich nicht mehr nennenswert weiter. Den von Alaska nach Portland übergesiedelten Jungs von 36 CRAZYFISTS ist es mit ihrem dritten Album sowohl gelungen, das hohe Niveau des Vorgängers ( „A snow capped romance“) zu halten als auch eine Ansammlung musikalisch hochklassiger, sehr unterschiedlicher und abwechslungsreicher Songs im Spannungsfeld zwischen Screamo und Metalcore zu kreieren, die verbunden mit der einzigartigen Stimme von Brock Lindow ein rundum gelungenes und vor allem bewegendes Stück Musik ergeben. Die Platte wirkt durch das noch krassere Shouting, die heftigen Hardcore-Breakdowns und die teilweise auftretenden Disharmonien zunächst eine ganze Kante härter und unzugänglicher als der Vorgänger. Schon bald bemerkt man allerdings die melodischen Details, die atmosphärischen Spannungsbögen und den toll ausbalancierten Sound der Platte. Das brachiale „Elysium“ hätte den Gastauftritt des meiner Ansicht nach ohnehin überbewerteten Howard Jones (KILLSWITCH ENGAGE) jedenfalls nicht nötig gehabt. „Felt through a phone line“ und „The Great descent“ bestechen durch das unkonventionelle und teils vertrackte Songwriting und die ganz eigentümlichen, fast betörenden Stimmungen, während „On any given night“ und „We cannot deny“ melodischer und eingängiger daherkommen. „Between the anchor and the air“ ist dann auch noch so ein Grower mit unheimlichem Potential. Dieses bittersüße, melancholische Gitarrenthema stößt einem den Dolch jedes Mal tiefer ins Herz. Beim abschließenden „The city below“ gibts noch einmal eine andere Version von „Midnight Swim“, diesmal von Brock komplett clean gesungen nur mit Akustikgitarrenbegleitung. Leider klingt Brocks Stimme hier manchmal zu nölig und affektiert, so dass dies der einzige Track bleibt, der etwas abfällt. Auch wenn schließlich und endlich alles eine Geschmacksfrage bleibt, „Rest inside the flames“ bleibt für mich ganz klarer Sieger im Vergleich zu der stilistisch ähnlich gelagerten letzten ATREYU-Platte.
8.0 Punkte von Schneider (am 30.05.2006)
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musikalischer Background des Verfassers 80`s Metal, Old School Thrash, Brutal & Technical Death, Metalcore, Hardcore, Mathcore, Hardrock, Melodic Rock/AOR, Prog-Metal
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