Mitte der achtziger Jahre bis weit in die Neunziger hinein war Hannover in Sachen Hard Rock der Nabel Europas. Bands wie Scorpions, Victory, Sargant Fury und Thunderhead waren in der alten Welt das Maß der Dinge. Die Skorpione hatten bekanntlich weltweit einen unglaublichen Erfolg. Damals gab es in der niedersächsischen Hauptstadt Läden, in denen man ohne Spandex Hose und Tonnen von Spray in den Haaren ganz schön schief angeguckt wurde. Und selbst im Disco Tempel „Music Hall“ war einmal im Monat eine Hard’n’Heavy Night. Aus dieser Zeit sind uns mit beispielsweise Tommy Newton, der ja als Produzent ziemlich aktiv ist, und Gitarrenhexer Henni Wolter ein paar Helden geblieben, die auch die heutige Szene aktiv mitgestalten.
Eher passiv waren in jüngsten Tagen wohl die Mannen von Cannon. Diesen Namen hat man sehr lange nicht gehört, und selbst in den heimischen Rauchkneipen ist er wenig mehr als ein Gerücht. Die Band gründete sich 1986. Zwei Jahre später veröffentlichten sie ihr erstes Album „Thunder and lightning“. Manche von Euch werden sich sicher noch erinnern, dass es einmal so etwas wie harten Rock gegeben hat. Und es gab sogar mal eine Zeit, da war die Grenze zwischen dem sogenannten Hard Rock und dem Heavy Metal gar nicht so eng abgesteckt wie man immer meint. Natürlich haben sich die Banger und die Poser gern mal ein wenig auf die Kauleiste geklopft. Man denke nur an das legendäre Monsters of Rock in Schweinfurt. Aber es gab auch immer wieder Bands und Fans, die sich in beiden Lagern sehr wohl fühlten. Zu dieser Gattung gehören auch Cannon. Einerseits bieten sie sauberen europäischen Stadionrock, kokettieren jedoch auch mit härteren Sounds a la Accept.
Kommen wir jedoch wieder zurück zur Geschichte: Canon spielten nach dem Output von „Thunder and lightning“ erst einmal kräftig live, ein bevorstehender Deal für eine weitere Platte platzte jedoch. So begann man 1991 das zweite Scheibchen in Eigenregie zu erstellen. Irgendein böser Mensch ist dann leider in das Aufnahmestudio eingebrochen und mit den Bändern entflohen. Wenn das man nicht ein Braunschweiger war. Die Band versuchte sich noch eine Weile an Demo-Kassetten und fiel dann langsam auseinander.
Im Jahre 2002 hat ein Kumpel von Sänger Mat-Rein Jähnke scheinbar Langeweile und remastert das Debüt der Hannoveraner sowie ein paar alte Demotracks und die Songs werden unter das nahe Umfeld der Band gebracht. Im Laufe der Zeit treffen sich die einzelnen Musiker bis auf den Drummer nach und nach wieder und schwärmen von alten Zeiten. Man stellt alte Demos zu der CD „Timeriders“ zusammen und lässt diese noch mal durch den Master laufen. Irgendwann entsteht der Kontakt zu AOR Heaven und schließlich Point Music und der Vertrag für das vorliegende Doppelalbum wird unterschrieben.
Dieses enthält neben der „Timeriders“ CD eine remasterte Version von „Thunder and lightning“ und sieben Bonustracks. Das ergibt fast zwei Stunden erstklassigen Old School Hard Rock, der für Nostalgiker, Sammler, Einheimische und Freunde der Band in höchstem Maße interessant ist. Nachwuchsrocker werden mit dem Material sicher nichts anfangen können. Wenn ihr dennoch hellhörig geworden seid, möchte ich ein paar Anspieltipps geben: Der flotte Rocker „We rock the city“ ist ideal für die Autofahrt oder zur Einstimmung für einen Zug durch die Clubs. Der mächtige Titelsong des Debüts ist eine klasse Hymne, und „Metal forever (M.E.T.A.L.)“ herrlich plakativ. Von den sieben Bonustracks gefällt mir das schwere „Battlefield“ am besten.
„The History“ ist natürlich nur aufgewärmter Kaffee. Das merkt man schon allein daran, wie oft das Wort „remastert“ in diesem Review vorkommt. Daher möchte ich mich vor einer Punktewertung am liebsten drücken. Ich gebe mal eine neutrale ab. Schauen wir, was die Band kreativ heutzutage noch zu Stande bringt. Denn an neuen Songs wird gearbeitet. Was von einer Truppe zu erwarten ist, die bereits in ihren jungen Jahren nicht viel auf die Kette gekriegt hat, bleibt abzuwarten. „The History“ ist auf jeden Fall ein sympatisches Zeitdokument.
Tracklist:
Lineup:
CD 1:
1. Let's start the Party
2. Heat of the Night
3. Welcome back home
4. Light in the Night
5. White Heat
6. We rock the City
7. Wasted Love
8. Cannonfire
9. Love and Pain
10. Metal Wars
11. Runnin'
12. Heat of Emotions
CD 2:
01. Lies
02. Stand the Fight
03. Fireblade
04. Rockamania
05. Nuclear Light
06. Evil Shadow
07. Thunder and Lightning
08. Heaven's on Fools Side
09. Metal forever (M.E.T.A.L.)
10. In your Arms (Bonustrack)
11. Battlefield (Bonustrack)
12. Cat on the Hunt (Bonustrack)
13. Strangers in the Night (Bonustrack)
14. Racer (Bonustrack)
15. Sky of Rock (Bonustrack)
16. Thunder and Lightning (Extended Version)
6.0 Punkte von Christian (am 12.08.2004)
Deine Meinung ist gefragt:
Druckversion des Artikels:
Artikel an Kumpel versenden:
musikalischer Background des Verfassers Maiden, Epic Viking Metal, Doom Metal, True Metal, Heavy Metal, Power Metal, Old School US Metal, 80ies Thrash
X Aktuelle Top6
1. Darkest Era "The Last Caress Of Light"
2. Doomsword "The Eternal Battle"
3. Volbeat "Beyond Hell / Above Heaven"
4. While Heaven Wept "Fear Of Infinity"
5. Alestorm "Back Through Time"
6. Mael Mordha "Manannán"
X Alltime-Klassix Top6
1. Manowar "Into glory ride"
2. Doomsword "Let battle commence"
3. Slayer "Reign in blood"
4. Iron Maiden "7th Son Of A 7th Son"
5. Black Sabbath "Mob Rules"
6. Volbeat "Guitar Gangsters & Cadillac Blood"
[ Seit dem 12.08.04 wurde der Artikel 6206 mal gelesen ]