Was es mit dem Projekt Arstidir Lifsins auf sich hat, dürfte sich in der heimischen Szene schon herum gesprochen haben. Kerbenok-Manne Stéfan suchte sich etliche Gastmusiker (u.a. auch bekanntere wie Skald Draugir von Helrunar oder Jorge von Drautran), um gemeinsam mit ihnen der altisländischen Literatur in Form von epischen Black Metal zu huldigen. Das Ergebnis dieser Zusammenarbeit hört auf den Namen "Jötunheima Dolgferd" und hinterlässt bei mir einen recht zwiespältigen Eindruck.
Doch betrachten wir das Album zunächst in seinen Bestandteilen. Abwechslungsreicher, melodischer Black Metal trifft auf folkige Momente, Akkustikpassagen und "klassische" Instrumente wie Violine oder Klavier. Dies verspricht schon mal ein sehr abwechslungsreiches Songwriting. Auch die Stimmvariationen fallen dank 3 Hauptsängern und einigen zusätzlichen Vokalisten ähnlich vielseitig aus. Von hohen Screams über Keifen, Erzählstimme und klarem Gesang bis hin zu heroischen Chören wurden wirklich alle Möglichkeiten ausgereizt.
Diese Zutaten klingen äußerst vielversprechend und man könnte meinen, dass das inhaltliche Konzept für eine klare Strukturierung eben jener Elemente sorgen würde. Leider schafft es Stéfan aber nicht wirklich, aus seinen interessanten Ansätzen einen roten Faden zu spinnen. Vor lauter Dynamik und Ideenreichtum, geht ihm der Blick für das Wesentliche verloren. Viele der Lieder besitzen einfach zu viel überflüssigen Ballast, um durchgehend überzeugen zu können. Nehmen wir als Beispiel das ruhigere "Velkomin...". Zu Beginn wirkt es noch sehr atmosphärisch und einnehment, beginnt aber mit der Zeit seinen Reiz zu verlieren und plätchert gegen Ende nur noch vor sich hin. Auch das vollkommen ohne Instrumente auskommende "Eigi hefr..." ist einfach zu lang geraten. Aus der Sicht einen Verehrers der altskandinavischen Kultur mag es ja interessant sein, aber für den Durchschnittshörer entwickelt es sich schnell zu einem Kanditaten für die Skip-Taste.
Bevor ich aber nun nur Negativaspekte aufzähle, möchte ich noch betonen, dass Arstidir Lifsins auch durchaus großartige Momente gelungen sind. Besonders vom zweiten Track "Morgunn..." bin ich angetan, da dieser fast durchgängig Schwarzmetall der Königsklasse zelebriert. Genau diese fesselnte Wirkung vermisse ich im weiteren Verlaufe des Albums.
Unterm Strich handelt es sich bei "Jötunheima Dolgferd" um einen konzeptionell spannenden Versuch, der alten nordischen Geschichte abseits ausgetrampelter Pagan Pfade neues Leben einzuhauchen. Die instrumentalen Fähigkeiten und besonders die stimmliche Darbietung erreichen dabei ein enorm hohes Niveau, letztlich scheitert das Ganze jedoch an den überambitionierten Visionen von Mastermind Stéfan. Dennoch bin ich, falls es ein nächstes Album geben sollte, sehr gespannt, ob es dem Projekt gelingen wird, die eigenen Stärken beizubehalten und das Songwriting wesentlich reduzierter und kompakter zu gestalten. Denn so könnte tatsächlich irgendwann mal ein wahres Meisterwerk entstehen!
Tracklist:
Lineup:
1. Ísa brots blómin milli hnignunar Marnars barna
2. Morgunn í grárri vindhjálmars þoku við Berufjörð
3. Velkomin í lífið, ávarpar maðr sjálfan sig
4. Haka kleifir berja ok brjóta við enda langrar ferðar sinnar
5. Lifðu með öðrum, með þínum eigin
6. Eigi hefr á augu, unnskíðs komit síðan
7. Margt breytist fyrir orð völvanna
8. Við fundum nýtt heimili, langt burtu í vestrinu
9. Þat er stormr ok bláköld vatnssmíðin litar regna borg
6.0 Punkte von Metalrocky (am 27.11.2010)
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musikalischer Background des Verfassers Vor allem deutschsprachiger Black Metal! Ansonsten bin ich offen für alles.
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