Gestatten, Deutschlands nördlichste Mittelalter-Band! Hinter dem Namen „Attonitus“ (lat.: bestürzt) steckt ein Flensburger Sextett unter Führung von Sänger Vodric Kurzweyl, welches mit „Opus II – von Lug und Trug“ bereits ihr drittes Album veröffentlicht. Die Vorgängerplatte „Opus I – Von Blitz und Donner“ erschien bereits 2008 unter Eigenproduktion.
Stilistisch gibt es hier typischen Mittelalterrock mit einem erwähnenswert großen Instrumentarium, bestehend unter anderem aus Dudelsäcken, Nyckelharpa, Schalmei und zahlreichen Flöten. Anders als bei namhaften Acts wie Schandmaul oder Saltatio Mortis herrscht hier eine vergleichsweise düstere musikalische Grundstimmung vor, die allerdings bestens zur Lyrik passt, werden hier doch des Öfteren die Schattenseiten des Mittelalters berührt.
In einem zweiteiligen Intro wird zunächst eine düster-bedrohliche Stimmung aufgebaut, in dem ein lateinischer Text rezitiert wird, während sich im Hintergrund das Wetzen von Klingen vernehmen lässt. Danach steigt die E-Gitarre ein und zeigt, wo es auf diesem Album langgeht. Die folgenden beiden Songs „Der Ketzer“ und „Deus lo vult“ setzen sich kritisch mit der Institution Kirche – sowieso nie der beste Freund des Spielmanns – auseinander. So befasst sich letzteres Stück beispielsweise mit dem kirchlich motivierten Völkermord. Selbiges Thema wird auch im später folgenden „Inquisition“ aufgegriffen, nicht zuletzt wegen der Doublebase auch zugleich das härteste Lied des Albums. Hier geht es um einen Mann, der andere bei der Inquisition anschwärzt, um auf diese Weise an den Reichtum der Betroffenen zu gelangen, bis ihm schließlich eines Tages dasselbe Schicksal blüht, verraten durch seinen eigenen Sohn. Das Gefühl, wie sich einstige Freunde und Vertraute zu Feinden entwickeln, wird weiterhin bei „Im Verrat“ beschrieben. Die Stücke „Labyrinth“ und „Venus“ dagegen preisen die holde Weiblichkeit, während in „12 Brüder“ eine Räuberbande besungen wird, oder bei „Der alte Ritter“ den Taten eines ehrenhaften, greisen Kriegers gedacht wird.
Der letzte Teil der CD, der mit „Winternachtstraum“ eingeleitet wird, fällt dagegen deutlich optimistischer und (trink-)freudiger aus. Titel wie „Laut“ und „Skol“ sind dabei selbsterklärend und drücken vielleicht auch den Lebensstil der Band aus. Im abschließenden „Tanzt ohne Zweifel“ wird zuletzt noch einmal auf vorhergehende Titel angespielt.
Alles in allem lässt sich über das hier Abgelieferte nichts Schlechtes sagen, die Musik macht Stimmung und überzeugt sicher auch live. In den ersten Reihen der Mittelalter-Riege kann Attonitus freilich noch nicht mitspielen – doch was nicht ist, kann ja irgendwann noch werden ;)
Tracklist:
Lineup:
01. Introduktion
02. Von Lug und Trug
03. Der Ketzer
04. Deus lo Vult
05. 12 Brüder
06. Der alte Ritter
07. Im Verrat
08. Labyrinth
09. Inquisition
10. Venus
11. Winternachtstraum
12. Laut
13. Skol
14. Tanzt ohne Zweifel
7.0 Punkte von Laughing Moon (am 20.04.2011)
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musikalischer Background des Verfassers Gothic Rock/Metal, Post Black Metal
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