Detailverbesserungen, keine Überraschungen, das liefert Devon Graves mit seinem vierten Soloalbum ab. Er entwickelt seinen typischen Sound weiter, der wie bisher von seiner melancholischen, meist hohen, aber auch mal kraftvoll lauteren Stimme getragen wird, von viel Gitarren- und Bass-Arbeit. Mehr Raum bekommt Adel Moustafa, der Schlagzeuger, und auch kleinere akustische Feinheiten -- nicht nur die Querflöte von Graves -- erschaffen ein etwas vielseitigeres Klangbild als auf den ersten Scheiben zu hören war. Er präzisiert damit seinen Stil, modernisiert ihn moderat mit ein bisschen Elektronik, mehr nicht.
Gerade im Vergleich zum Debut vor drei Jahren wirkt The Dead Word in Details sehr viel ausgearbeiteter und ist deutlicher auf den Punkt gebracht, aber viele neue Einflüsse gibt es nicht. Vielleicht klingt die Platte trotz aller Melancholie und Schwere etwas positiver als die Vorgänger. "Meine Gedanken kreisen um Menschen, bei denen man die Kraft spürt, sich aus eigener Kraft von Leid befreien zu können", zitiert ihn die Plattenfirma. In vielen Kleinigkeiten glaubt man diese Aufbruchsstimmung zu hören.
Zum Songaufbau hat Graves selbst in einem Interview eine gewisse Nähe zu Jethro Tull zugegeben -- nein, wieder nicht nur aufgrund der Querflöte --, was inzwischen etwas nachlässt. Der Sound liegt manchmal in der Nähe von Tool, auch wenn Graves mit der Band Psychotic Waltz und unter dem Namen Buddy Lackey eine andere Vergangenheit hat. Die Jungs hatten sich früher mal als underground progressive hippie metal band beschrieben haben, und ihr Ashes auf der Into the everflow von 1992 fesselt immer noch, überrascht sogar, erzeugt die gleiche Spannung wie beim ersten Hören.
Diese Spannung vermisse ich bei The Dead Word, echte Überraschungen fehlen. Für ein richtiges Hammeralbum hätte Graves mehr verbessern müssen als an den Details zu schrauben und den fetzigen Drummer stärker einzubinden. Der ist beim letzten Song The Long Ride Home als Co-Autor genannt, und tatsächlich kann man als Deadsoul-Tribe-Fan nicht jeden Break vorherahnen -- vielleicht ein Schritt in die richtige Richtung.
The Dead Word ist damit ein durchaus gutes Album, nicht nur für Fans der Jungs hörenswert, sondern solider melancholischer mitreißender ProgMetal für Freunde vertrackter Melodien. Doch die Überraschungen im Sound fehlen, sodass die Vertracktheit sich langsam abnutzt.
Laut Infos des Labels haben Graves und Moustafa das Album alleine eingespielt. Bassist Roland Ivenz und Rhythmusgitarrist Rollz Kerschbaumer treten demnach nur live in Erscheinung.
Tracklist:
Lineup:
1. Prelude: Time and Pressure
2. A Flight on an Angels Wing
3. To my Beloved…
4. Don’t you ever hurt?
5. Some sane Advice
6. Let the Hammer fall
7. Waiting in Line
8. Someday
9. My dying Wish
10. A Fistful of bended Nails
11. The long Ride home
7.0 Punkte von kacior (am 11.11.2005)
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musikalischer Background des Verfassers Progressive Metal, Heavy Metal, Melodic Metal, bisschen Gothic/Dark, aber auch ProgRock, Emo
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