Selten habe ich mit so viel Spannung einer Veröffentlichung entgegengefiebert wie der neuen Scheibe der russischen Metal-Götter Arija.
Doch erstmal ein kurzer Blick zurück:
Nach der Veröffentlichung des Karaoke-Albums „Dalnoboitschiski“ (einem Soundtrack zu einem PC-Spiel mit Arija-Klassikern) im Jahre 2001, sah es so aus, als ob die größte Bands Russlands vor dem Ende steht. Kipelow, Terentjew und Manjakin verließen die Band und schlossen sich mit dem ehemaligen Gitaristen Mawrin (der vor allem durch äußerst schlechte Alben seiner Band Mawrik auffiel) zur Band Kipelov zusammen.
Doch die beiden Hauptsongwriter Kholstinin und Dubinin entschieden sich mit Arija weiterzumachen und eine neue Mannschaft um sich zu scharen. Neben Popov an den Gitarren, der nach Master’s „Songs Of The Dead“ arbeitslos geworden war und dem alten Bekannten Udalov (er hatte bereits "Asphalt Heroes" eingetrommelt) am Schlagzeug, war vor allem die Besetzung des Sängerpostens das große Fragezeichen: Einen Nachfolger für den legendären Sänger Kipelov. Jene Stimme, die einen großen Beitrag zu Arija's unverkennbaren Sound beigetragen hat. Fündig geworden ist man mir dem hier zu Lande recht unbekannten Artur Berkut, der stimmlich genau jene Lücke ausfüllt, die Kipelov hinterlassen hat.
Und Berkut ist richtig klasse, wie auch das neue Album „Christening By Fire“, womit wir direkt bei der Musik gelandet wären. Arija haben nach den kontroversen letzten regulären Studio-Alben (vor allem "Chimera") zu alter Stärke zurück gefunden. Schon der flotte Opener „Patriot“ geht sofort ins Ohr und treibt mir Freudentränen in die Augen, setzt er doch genau dort an, wo Arija mit „Blood For Blood“, dem letzten ihrer legendären fünf Alben, 1991 aufgehört haben.
Weiter geht es mit dem Titeltrack, der mit seinem Intro unweigerlich an den großen Klassiker „Torero“ erinnert und nach 75 Seknunden zu einer astreinen Hymne mit mehrstimmigen Refrain wandelt. Als dritter Track kommt mit dem schweren Mid-Tempo-Kracher „Coliseum“ jener Track, mit dem Arija letztes Jahr Ihr erstes Lebenszeichen nach dem Split in Form einer Maxi von sich gegeben haben. (Zu diesem Track befindet sich ebenfalls das Video auf der CD.) Faszinierend die Fähigkeiten der neuen Arija in „The Hangman“ orchestrales, episches Material mit ihrem unvergleichlichen Flair der 80er zu verbinden. Bei „Your New World“ kracht die Schwarte ordentlich: Schnell, hart, verbittert, aber doch sehr modern ohne die Wurzeln zu verleugnen und mit unglaublichen Gespür, einen grandiosen Refrain einzubauen. "There Highly" is die obligatorische Ballade. Über die Fähigkeiten russischer Bands sanfte Stücke zu komponieren habe ich mich bereits öfters geäußert. Schlicht und einfach ganz, ganz große Schule und in Puncto Gefühlsintensität ein Gänsehaut-Garant mit wahnsinnig virtuosem Gitarrenspiel. „White Flag“ ist ein solides Stück in bester "Arija Maiden"-Tradition, dem mit „Fight“ ein Track von Neu-Gitarrist Popov folgt. Im Aufbau einfacher als viele Arija-Songs, klingt „Fight“ recht ungewöhnlich, hat aber dieses 80er Feeling und dürfte live ein Stück sein, bei dem das ganze Stadion die Faust nach oben reckt und mitsingt. Das sehr gitarrenlastige, stark an Iron Maiden erinnernde „Ball of the Prince of Darkness” ist das letzte der neuen grandiosen Stücke.
Die Umbesetzungen haben bei Arija neue Energie freigesetzt. „Christening By Fire“ ist ohne Zweifel ein ganz, ganz großes Album geworden. Fans der Band können endlich wieder blind zugreifen. Auch im internationalen Vergleich ist dieses Album im Bereich des melodischen Metals bislang das beste Werk in diesem Jahr.
Tracklist:
Lineup:
1. Патриот
2. Крещение огнем
3. Колизей
4. Палач
5. Твой новый мир
6. Там высоко
7. Белый флаг
8. Битва
9. Бал у Князя Тьмы